Brandschutz fordert erstes Opfer

Auflagen sind nicht zu erfüllen

Brandschutz fordert erstes Opfer: Hotel zur Krone schließt

BAD PYRMONT. Die Brandschutzauflagen fordern ein erstes Opfer: Am Samstag macht das Hotel zur Krone an der Brunnenstraße dicht. Nach fast zwölf Jahren schließt Roswitha Kalckstein ihren Hotelbetrieb mit 15 Zimmern.

Schließt am Samstag seine Türen: Das Hotel zur Krone macht infolge von Brandschutzmaßnahmen, die nicht umgesetzt werden konnten, dicht. Foto: yt

„Ich musste ziemlich vielen Gästen absagen. Wir waren durch die Messe in Hannover und die Landpartie in Bad Pyrmont ziemlich ausgebucht. Die Gäste sind traurig und können es nicht verstehen“, sagt sie. Sie selbst ist frustriert; hatte sie doch im vergangenen Jahr schon erste Sofortmaßnahmen zum Brandschutz ergriffen. Doch im Februar dieses Jahres habe sie dann von dem endgültigen Aus erfahren. Gepachtet hat Kalckstein den Betrieb von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bad Pyrmont. „Das Hotel wird jetzt aufgrund von Brandschutzauflagen, die zu hoch sind, geschlossen“, bestätigt der Kirchenvorstand.

Martina Tigges-Friedrichs, Vorsitzende des Kur- und Verkehrsverein Bad Pyrmont und selbst zweifache Hotelbetreiberin, spricht von einer „schwierigen Situation. Wir fühlen uns zur Zeit ziemlich allein gelassen.“ Sie befürchtet, dass in diesem Jahr noch mehr Hotels aufgrund der Brandschutzauflagen schließen müssen und dadurch weitere Betten in der Kurstadt wegfallen. „Jedes Bett, das wir hier verlieren, führt zu Minderumsätzen in der ganzen Stadt.“ Gerade die kleinen Häuser haben viele Stammgäste („die sind dann weg“) – und gerade in kleinen Häusern seien die Investitionen in den Brandschutz teils mit hohen Kosten verbunden. So investiert Susanne Kobari-Blümel in das Goethe-Haus derzeit eine sechsstellige Summe. „Ich habe lange überlegt, ob sich das rentiert“, sagt sie. Brandschutz sei wichtig, aber die Ausmaße stünden in keinem Verhältnis. In ihrer eigenen Immobilie gebe es keine Aufzüge, keine Küche und keine Tiefgarage – das Gebäude ist aber denkmalgeschützt. Allein die Brandmeldeanlage, die die Hotelbesitzerin in ihrem 25-Betten-Haus gerade installiert hat, kostet 70 000 Euro; hinzukommen die jährlichen Wartungskosten. Und Kleinigkeiten, die die Investitionen in die Höhe treiben: So musste Kobari-Blümel einen Feuerwehrlaufkartenplan an der Rezeption hinterlegen; Rettungswege würden nicht genehmigt, weil 20 bis 30 Zentimeter fehlen.

„Die Ermessensspielräume sollten positiv genutzt werden“, beanstandet Tigges-Friedrichs. Zudem gebe es unterschiedliche Gutachter-Meinungen. In der historischen Altstadt von Goslar, so weiß die Hotelbetreiberin, würden andere Standards gelten und es Bestandsschutz für manche Häuser geben. Natürlich, so Tigges-Friedrichs, seien die Hoteliers bemüht, den Brandschutz umzusetzen. „Doch wir sind alle keine Experten“, sagt sie und wünscht sich mehr Unterstützung von Politik und Verwaltung und eine enge Zusammenarbeit mit der Feuerwehr.

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Autor: Karen Klages Reporterin
(veröffentlicht am 28.03.2018 um 13:12 Uhr)